Zwiebel Look – Schicht für Schicht zum Meisterwerk

Der Winter ist meine Lieblingsjahreszeit. Nicht nur weil ich weniger Sonnenbrand als sonst habe, sondern vor allem weil ich beim Anziehen wieder aus dem Vollen schöpfen kann. Dabei reizt mich vor allem die Kunst des Layering, also des Ankleidens in mehreren Schichten. Unterschiedliche Schichten im Zwiebel-Look ermöglichen vielseitigere Outfits, die zu dem noch warm halten.

Viele kennen diesen Zwiebel-Look sicherlich als funktionales Werkzeug, um sich warm zu halten und sich gleichzeitig an Temperaturänderungen anpassen zu können. Ich möchte euch das Layering des Zwiebellook heute aber eher als ästhetische Disziplin näher bringen. Das kann zu Beginn etwas überwältigend wirken, es ist aber eigentlich nicht so schwer, wenn man sich an eine handvoll Prinzipien hält. Um euch den Einstieg zu erleichtern stelle ich euch zuerst meine eigenen Prinzipien der Schichtenkleidung vor und zeige euch danach Beispiele dazu. Wenn ihr Fragen habt oder ich etwas unklar formuliert habe, lasst mir einen Kommentar da. Ich helfe euch gerne weiter!

Das Prinzip

1. Proportionen

Die Proportionen des Layer Looks haben zwei Dimensionen: Die Länge und die Breite.

Um den Presswurst-Look zu vermeiden, tut es der Zwiebel gleich: Lasst eure Schichten von innen nach außen größer werden! Dieses Prinzip ist die Grundlage des ganzen Systems. Wenn ihr es missachtet, könnt ihr so kunstvoll mit Mustern und Farben jonglieren wie ihr wollt – es wird nichts Stimmiges entstehen.
Achtet vor allem darauf, dass die Schichten locker fallen können und nicht vom angrenzenden Kleidungsstück erdrückt werden.

Bei mehreren Teilen fällt die Länge ebenfalls ins Gewicht. Für einen klassischen Look empfehle ich euch, die Schichten nach außen hin länger werden zu lassen. So könnt ihr eventuelle Unstimmigkeiten im Bereich der Breite kaschieren und habt eine klare Linie in eurem Outfit.

Haltet euch zumindest für den Anfang an dieses Prinzip. Sobald ihr ein Gefühl für den Spielraum bei der Kombination verschiedener Längen gewonnen habt, wagt euch an das Experimentieren. Übertreibt es aber nicht gleich, sondern arbeitet euch in kleinen Schritten nach vorn.

2. Farben

Farben sind ja so schon eine Herausforderung. Bei der Stapelung verschiedener Farben wird dann ganz schnell klar, ob ihr wisst was ihr tut oder nicht. Deshalb gilt der Grundsatz: Weniger ist mehr.

Für den Anfang tut ihr euch mit Ton-in-Ton Kombinationen am leichtesten. Ihr könnt zum Beispiel eure Grundfarbe in der untersten Schicht festlegen und diesen Farbton dann nach außen hin immer heller oder dunkler werden lassen. Sobald ihr euch damit sicher fühlt, geht einen Schritt weiter und versucht noch eine Farbe ins Spiel zu bringen. Die Grenze für die Anzahl an Farben in einem Outfit muss jeder selbst finden. Manch einer wird sich mit knalligen Farben schmücken, ein anderer wird sich in Grautöne hüllen – es liegt an euch zu entscheiden was euren Charakter am besten zum Ausdruck bringt. Hier findet ihr weiterführende, generelle Informationen zum Thema Farben kombinieren. Da der Zwiebellook eine Kleidungsart für Herbst, Winter und Frühling ist, eignen sich besonders Erdtöne zum kombinieren. Wer sich hierüber schlau lesen möchte: Hier erfahrt ihr mehr darüber Braun zu kombinieren oder Grün zu kombinieren.

3. Muster

Muster zu kombinieren ist wieder ein ganz andere Kunst, der ein eigener Artikel gewidmet werden müsste. Für den Zweck des Layer Looks rate ich euch nur, sparsam mit Mustern umzugehen. Probiert es zu Anfang mit nur einem Muster und gestaltet den Rest des Outfits unifarben – so seid ihr immer auf der sicheren Seite. Sobald das langweilig geworden ist, nehmt ein weiteres Muster mit rein. Am besten eignen sich dazu gemusterte Accessoires wie Einstecktücher, Fliegen oder Schals.

4. Stoffe

Viele Schichten bieten Raum für viele Materialien. Nutzt diese Chance, um in eurem Layer Look mit den Beschaffenheit der Stoffe zu spielen. Orientiert euch für den Anfang an den Gegensatzpaaren grob (z.B. Schurwolle, Cord) und fein (z.B. Seide, Kaschmir), sowie matt und glänzend. Lasst diese Gegensätze in eurem Outfit aufeinandertreffen, um interessante Effekte zu erzielen. Das einfachste Beispiel dafür ist das seidene Einstecktuch im Tweed-Sakko. Hier treffen grob und fein direkt aufeinander, wobei das glänzende Tuch der matten Wolle etwas von seinem Flair schenkt und das schwere Bild erleichtert.

Die Anwendung

Nun kennt ihr die Prinzipien des Zwiebellooks und wisst, wie er aufgebaut wird. Wer die Prinzipien in Perfektion umsetzt wird einen fantastischen Look kreieren aber auch wer nicht alle Regeln befolgt kann durchaus schöne Outfits kreieren. Das Zusammenspiel der einzelnen Elemente ist das A und O. Vieles passiert auch mehr oder weniger automatisch. Ein Hemd hat selten das selbe Material wie ein Pullover und eine Jacke selten das gleiche Material wie der Pullover. Von daher haltet ihr die Regeln zum teil von ganz alleine ein. Bei der Anwendung ist somit vor allem wichtig auf die Harmonie zu achten.

Bei der Auswahl der Kleidungsstücke seid ihr völlig frei und auch bei Marken gibt es keine Einschränkungen. Bei der Auswahl an Herrenmode gibt es einige feine Kombinationsmöglichkeiten. Hier findet ihr vor allem schlichte Basics in unterschiedlichen Materialien und Farben. Diese eignen sich hervorragend für den Zwiebellook und sind einfach zu kombinieren. Auch weniger bekannte Marken wie Twothirds oder Howlin bieten insbesondere im Strick-Bereich eine klasse Auswahl an, auch wenn diese ingesamt natürlich etwas begrenzt ist.

Beispiele

Die Grundlage dieses Looks bildet ein Hemd im Blumendruck. Um das Muster nicht allzu prominent vertreten zu haben, ist der größte Teil durch einen Rundhals Pullover verdeckt. Die nächste Schicht bildet eine Steppweste, deren Grundfarbe eine Farbe des Hemdes aufgreift und weiterführt. Die äußerste Schicht bildet eine Wolljacke, die in einem ähnlichen Grau wie der Pullover gehalten ist, und ein Einstecktuch, das das Farbschema etwas auflockert.
Erleichtert gleich zweimal: Zum einen bildet das Einstecktuch einen Ausreißer aus dem Grün-Grauen Farbbild, zum anderen verleiht es der groben Wolle eine gewisse Leichtigkeit.
Stoffe & Muster: Das Herz des Outfits bilden die verschiedenen Beschaffenheiten der Teile.
Heritage: Dieser Look im Arbeiterstil basiert auf einem karierten Flanell-Hemd, das von einer groben Weste und einer matten Jacke eingerahmt wird. Die Farben des Hemdes werden dabei nach außen hin in verschiedenen Abstufungen aufgegriffen.
Ärmel-Ästhetik: Am Ende des Armes machen die Muster eures Layer Looks nochmal wichtige Details aus.
Farbrahmungen: Das Herz des Outfits wird von blau dominiert. Dabei bilden unifarbene Schichten den Rahmen für das Karo Muster.
Dieses Outfit arbeitet von der karierten Basis nach außen. Die Rahmungen greifen dabei die Farbtöne der Grundschicht auf und verändern sie leicht.
Max Mustermann: Eine vorbildliche Kombination verschiedener Muster und Stoffe.
Zwiebelhaft gelungen: Die Schichten werden von innen nach außen größer und nehmen dabei Bezug aufeinander ohne sich zu ähneln.
Vier Schichten und kein Todesfall: Dieses Outfit nimmt sich das Beste aus der Stoffwelt und bringt es zusammen ohne gezwungen zu wirken.
Denim, Wolle, Kunststoff: Ein unwahrscheinliches Trio kommt zusammen und harmoniert.
Treffpunkt: Überprüft die Stimmigkeit eures Outfits an den Stellen des Zusammentreffens. Hier sind die verschiedenen Beschaffenheiten der Schichten gut zu erkennen.
Die Uhr tickt nicht: Lasst euch Zeit, euren eigenen Layer Look zu finden und zu perfektionieren.
Minimalistisch: Carsten bevorzugt klare Linien in seinem Layer Look. Als Grundlage nutzt er ein weißes Longsleeve mit Rollkragen. Darüber trägt er einen schwarzen Pullover mit Hochglanz-Finish, den er schließlich mit einem Neopren Trenchcoat in navy einrahmt. Mehr über Carsten erfahrt ihr auf seinem Blog und seinem Instagram Profil.
Ähnlich verschieden: Carsten spielt in seinem Look mit den unterschiedlich glänzenden Oberflächen der Stoffe.
Weniger ist mehr: Die einfache Farbpalette des Outfits lenkt die Aufmerksamkeit auf die Stoffe.

4 Kommentare

  1. Hi Fabian,

    danke für deinen Kommentar! Freut mich, dass dir der Artikel gefällt!
    Das erste Hemd ist von Selected. Das Hemd aus dem dritten Outfit ist von COS.
    Ich weiß leider nicht mehr aus welcher Saison, diese Muster kommen aber immer wieder mal.

    Liebe Grüße

    Klaus

    1. Hallo Konrad,

      danke für dein Feedback!
      Die Steppjacke ist von „The Duffer Of St. George“ und wurde auf einem Vintage Flohmarkt gekauft.

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