Fair Trade Kleidung: Darum ist nachhaltige Mode eine gute Wahl!

Im ersten Beitrag haben wir etwas über Bio Baumwolle geschrieben. Kurz zusammengefasst kann sich Bio Baumwolle nennen, was ohne chemische oder andere künstliche Zusätze angebaut wurde. Damit das Endprodukte, also unsere Klamotten ganz bio sind muss dann die Verarbeitung des Rohstoffs Baumwolle auch noch frei vom Einsatz solcher schädlicher Stoffe sein.

Was ist Bio und was ist Fair Trade?

Zwischen Bio- und Fair Trade Kleidung muss also erst mal grundsätzlich unterschieden werden. Obwohl man auch feststellen wird, das dies meistens zusammen hängt. Denn die Menschen, die auf das eine achten, achten meist auch auf das andere. Also werden oft Produkte die biologisch produziert werden auch fair gehandelt oder anders herum. Aber was genau bedeutet denn fairer Handel? Dem werden wir uns im Folgenden widmen.

Fair trade bei Kleidung

Ganz generell stehen beim Fairen Handel also Fair Trade die Produzenten im Vordergrund, nicht wie bei Bio-Baumwolle der Rohstoff. Die Arbeiter sollten mindestens so viel verdienen, dass sie davon leben und ihre Familien ernähren können. Die Produkte sollen also zu fairen Bedingungen produziert und verkauft werden können. Da die Welthandelsstrukturen in unserer Welt so sind, dass die kleinen Produzenten (meist aus den Entwicklungsländern) bei Entscheidungen kein Mitspracherecht haben und mit den Bedingungen der großen Konzerne leben müssen, kann man in der Regel nicht von Fairness sprechen. Sie sind dem Druck des Welthandels quasi schutzlos ausgesetzt. Ziel ist also die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Produzenten zu bessern und ein angemessenes Einkommen zu sichern.

 

Was bringt uns Fair Trade?

Leider ist Fair Trade und besonders Fair Trade Kleidung in der Gesellschaft noch unbekannter als Bio (was ja gerade einen regelrechten Boom erlebt). Bio-Gas, Bio-Gemüse, Bio-Obst, Bio-Eier, Bio-Brot, Bio-Bier eigentlich gibt es kaum Produkte die es nicht auch als Bio Version gibt. Dabei ist es extrem wichtig mit kritischem Konsum die Gerechtigkeit ein bisschen zur Gewinnverteilung beizutragen. Denn wenn Fair Trade funktioniert, das heißt sollten die Arbeiter mehr bzw. angemessen viel Geld bekommen, bedeutet das im Rückschluss auch, dass mehr Geld in den ärmeren Regionen der Welt bleibt. Und Armut ist die Bedingung für viele Probleme die es auf unserer Welt gibt. Ich will jetzt nicht sagen Fair Trade ist das Allheilmittel, aber es ist ein guter Ansatz, an dem sich jeder einzelne beteiligen kann.

Um das ganze Thema Fair Trade auch bildlich zu veranschaulichen, hier ein kleines Video:

Was umschließt Fair Trade?

Einige Bedingungen für Fairen Handel möchte ich mal aufzählen. So sind in Handelsbeziehungen, die unter diesem Aspekt abgeschlossen werden Kinder- und Zwangsarbeit verboten. Die Handelsbeziehungen sollten immer möglichst direkt und langfristig abgeschlossen werden. Das ermöglicht eine gemeinsame Entwicklung und Kontrolle, hier spielt auch der Aspekt der Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Neben der angemessenen Bezahlung gehören aber auch Dinge wie Schutzkleidung, bezahlter Urlaub und soziale Vorsorge dazu. Sachen die bei uns selbstverständlich sind… aber in vielen Ländern leider noch nicht durchgesetzt werden konnten. Wenn sich Fair Trade stärker durchsetzt, werden solche Dinge vielleicht auch politisch interessant!?

Fairtrade Kleidung

Wir stellen fest, Fair Trade ist also eine absolut sinnvolle Sache, bei der jeder mit wenig Aufwand bei etwas gutem mitwirken kann. Wie ich rausfinde was und wer fair produziert und verkauft bzw. welche Siegel mir da Sicherheit verschaffen werden wir noch ein einem separaten Artikel beschreiben. Auf jeden Fall wäre es schön, wenn man mal über sein Konsumverhalten nachdenkt, denn die Konsumenten entscheiden durch ihre Nachfrage mit, was so auf dem Markt passiert und ab und zu mal paar Euro mehr für Fair Trade Kleidung zu investieren sollte ja wohl möglich sein.

Um vielleicht noch mal zu bewerten was vielleicht toller ist, Bio- oder Fair Trade Kleidung, würden wir sagen, dass es wahrscheinlich sogar ein bisschen sinnvoller ist auf Fair Trade zu achten. Wie bereits erwähnt achten nämlich die meisten Fair Trade Siegel auch darauf, dass die Produkte Biologisch hergestellt werden. Also hat man hier so meistens beides in einem.

Wichtige Fairtrade Siegel

Wenn man sich entschlossen hat, dass man gerne nachhaltiger einkaufen, also auf Bio und Fairtrade Kleidung achten möchte, brauch man noch etwas know-how. Denn, woher weiß ich, dass das T-Shirt aus Bio Baumwolle ist und das der kleine Bauer auch wirklich gut daran verdient hat? Behaupten kann das ja jeder. Wie wird das also überprüft? – Dafür gibt es eine Menge verschiedener Siegel, die nach bestimmten Kriterien Produkte zertifizieren und auch regelmäßig prüfen ob die Anforderungen eingehalten werden.

 

Fairtrade Siegel FLO

Die wichtigsten Siegel stellen wir euch hier vor. Als erstes haben wir das wohl bekannteste an den Start gebracht: Das Fairtrade Siegel.

Erst mal ein ganz allgemeines Siegel, dass jetzt noch nicht speziell etwas mit Kleidung und Mode zu tun hat ist das Fair Trade Siegel. Vergeben wird es von Mitgliedern der Dachorganisation Fairtrade Labelling Organizations International (FLO). 1997 wurde die Organisation gegründet und hat ihren Sitz in Bonn. Die FLO stellt die Standards für die Vergabe des Siegels auf und zertifiziert somit die Produkte.

Die Prüfung der Kriterien unternehmen oft auch die einzelnen Mitglieder der FLO; so etwa Fairtrade Deutschland. Die Vision von Fairtrade Deutschland ist es, dass die benachteiligten Produzenten im Süden mit einem sicheren und angemessenen Einkommen ihre Armut überwinden und ein gutes, selbstbestimmtes Leben führen können. Fair Trade setzt also bei den Menschen an und möchte ein bisschen was gegen die Ungleichheit auf der Welt bzw. die Ausbeutung von Arbeitern tun. Durch die Globalisierung hat diese nämlich stark zugenommen und wir denken, das Siegel hat hier gute Ansatzpunkte.

Die Standards werden wie gesagt von der Dachorganisation FLO ausgegeben. Diese sehen dann so aus:

drei säulen standards fairtrade

Wir drösels das noch mal ein bisschen auf. Also bei dem Bereich der Ökologie geht es vorrangig darum, dass die Produzenten gewisse Umwelt-Standards einhalten müssen um die Natur und damit auch ihre Lebensgrundlage zu schützen. Wasserressourcen, Böden und Biodiversität sollen so gesund erhalten bleiben. Die Standards verpflichten nicht zu Bio Anbau, dieser wird jedoch stark gefördert.

Die zweite Säule, die Ökonomie baut vor allem auf Mindestpreisen und Prämien auf, die ein sicheres und angemessenes Einkommen der Bauern und Plantagen-Arbeiter sichern soll. Mindestpreise sollen hier die nachhaltige Landwirtschaft fördern, dass die Produzenten langfristig planen und anpflanzen können und somit ihr Leben sichern können. Bei den Prämien handelt es sich um Zahlungen, die die allgemeine Lebenssituation verbessern sollen, etwa zu Investition in die Dorfgemeinschaft in Bildung oder Gesundheit.

Der Bereich Soziales bezieht sich auf soziale Mindeststandards, die von Produzenten auf ihren Plantagen erfüllt werden müssen um mir FLO zusammenzuarbeiten. So müssen die Arbeitsanforderungen gesetzlichen Mindeststandards entsprechen, Sicherheit und Gesundheitsvorsorge muss gewährleistet werden, Kinder- und Zwangsarbeit ist verboten uvm.

Das Fairtrade Siegelist also sehr umfassend. Es geht hier hauptsächlich um Menschen und darum Arbeiter gerecht zu behandeln und ihre Lebensgrundlage zu sichern. Durch die relativ direkte Zusammenarbeit mit den Produzenten hat Fair Trade aber auch die Möglichkeit zum Schutz der Ökologie und die Förderung von biologischem Anbau beizutragen. Das macht das Siegel unserer Meinung nach sehr sinnvoll und absolut förderungswürdig!!! Und das nicht nur bei Klamotten, sondern auch bei Bananen, Kaffee, Schokolade, etc…

Fair Wear Foundation

Eine weitere Organisation die nachhaltige Klamotten fördert und kennzeichnet ist FWF (Fair Wear Foundation). Brands von FWF, also sozusagen Unterstützer, sind unter anderem Acne, Nudie Jeans,  und J.C. Rags. Weitere Brand der FWF findet Ihr hier.

Die Fair Wear Foundation setzt sich hauptsächlich für bessere Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie ein. Um dieses Ziel mit ihrem Siegel zu zertifizieren hat FWF einige Grundprinzipien aufgestellt. Diese sind die Übernahme von Verantwortung in der gesamten Lieferkette, denn der Kodex für verbesserte Arbeitsbedingungen kann nur erfüllt werden, wenn alle Stationen aktiv werden. Sowohl bei der Produktion, bei den Zwischenhändlern aber auch in den Textilfabriken muss darauf geachtet werden. Die Arbeitsbedingungen, die FWF als Standard setzt richten sich nach den Richtlinien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der UN Deklaration und damit auf international anerkannten Standards.

FWF hat acht Arbeitsstandards festgeschrieben, die Grundlage und Ziele der Organisation sind. Diese großflächig umzusetzen ist die Passion. Ich beschreibe diese acht einmal in Kurzform:

1. Verbot von Zwangsarbeit
2. Verbot von Diskriminierung
3. Verbot von Kinderarbeit
4. Das Recht sich zusammenzuschließen und Vereinigungen zu gründen
5. Das Recht auf angemessenes  Gehalt
6. Das Recht auf angemessene Arbeitszeiten
7. Sichere und gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen
8. Legal geschlossene Arbeitsverträge

Hierbei geht es vor allem darum die Arbeitsbedingungen in den produzierenden Ländern zu verbessern. Wo Menschen eben doch oft unter extrem schlechten Bedingungen arbeiten müssen. Die Länder in denen der FWF hauptsächlich tätig ist, liegen hauptsächlich in Europa. Etwa Portugal, Italien Polen oder die Ukraine sind hier zu nennen mit einer großen Anzahl von zertifizierten Fabriken. Außerdem liegt das Tätigkeitsfeld in Asien, in China, Indien, Bangladesh, Vietnam, Laos und Thailand. Das einzige Land in Afrika ist Tunesien.

Die Verifizierung wird durch verschiedene Akteure verhandelt und durch externe Experten unterstützt, so dass die Verifizierung sicher und glaubhaft bleibt. Der Prozess spielt eine wichtige Rolle um die verbesserten Arbeitsbedingungen zu erreichen, d.h. es soll über langfristige Wirtschaftsbeziehungen erreicht werden. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt die Einbindung lokaler Partner bei der Gestaltung der Maßnahmen und dem Vorgehen in den jeweiligen Ländern und Regionen. Außerdem wird Transparenz groß geschrieben. Über Vorgehensweisen und Ergebnisse in Form öffentlicher Berichterstattung zu informieren, macht das Siegel glaubhaft und nachvollziehbar.

Die Arbeit von FWF ist wirklich sehr wichtig. Gerade die Menschen, die unter den niedrigen Weltmarktpreisen für Textilien leiden haben eine sehr geringe Lobby und brauchen Hilfe von Organisationen. wie der Fair Wear Foundation. Wer noch mehr Informationen haben möchte, besucht am besten die Homepage von FWF.

7 Kommentare

  1. Ein interessantes Thema. Wir bezahlen gerne etwas mehr wenn es ums Essen geht. Geht es aber um Bekleidung, Körperpflegemittel auch Schmuck wird gespart. Denken wir beim nächsten Shopping es gibt sie, die modischen, gestylten Produkte, die mit bestem Gewissen getragen werden können. Lifestyle with respect for the future.

  2. Hallo Steffen,

    toller Artikel!
    Ein Artikel über Frisuren wäre mal wieder toll. (Nur als kleiner Wunsch).. Würd mich freuen!

    LG

  3. Schön dass sich nun langsam auch Modeblogs um das Thema bemühen 🙂

    Neben der bekannten TransFair Gesellschaft gibt es auch die Fair Ware Foundation (FWF) die sich um das Thema faire Kleidung kümmert. Cheap Monday ist z.B. Mitglied bei der FWF. Allerdings geben sie dies nicht auf ihrer homepage bekannt (warum auch immer) sind aber bei den Brands auf der FWF-Homepage gelistet.

  4. Ja Fairtade Kleidung ist eine prima Sache, ich finde man sollte sich viel mehr damit beschätigen und lieber eine Marke mehr ausgeben für Produte die wirklich nachhaltig produziert worden sind. Fairtrade Kleidung sollte ein standart werden auch wenn dann die T-Shirts bei H&M 10 anstat 5€ kosten. Auch Bio Baumwolle sollte man mehr verwenden aber da ist ja mittlerweile sogar H&M dran.

  5. Fairtrade Kleidung und Biobaumwolle ist ein interessantes Thema über das sich alle mal mehr gedanken machen sollten. Nachhaltig ist es alle mal und gerade weil wir so viel konsumieren und immer mehr produziert wird sollte man darauf achten, damit eben nicht irgendwelche Kinder billige T-Shirts produzieren müssen um ihre Familie zu ernähren. Viele Marken wie Nudie, Knowledge Cotton und Co. machen es vor, hoffen wir mal das viele nach zeihen aber Bio Kleidung wird ja immer mehr zum Trend, was auch gut so ist. Ich finde es löblich, dass sich auch normale Mode Blogs dem Thema annehmen und versuchen auf zu klären. Über Bio und Fairtrade Kleidung kann man eigentlich garnicht genug wissen. Darum macht einfach weiter so. Ich freue mich auf die nächsten Artikel über Faitrade Kleidung und Bio Mode.

  6. Hallo alle zusammen,
    sehr guter Artikel!
    Ich bin selbst Gründer von einem Modelabel und würde es an dieser Stelle gerne vorstellen.

    Liebe Grüße
    Niklas

  7. Guter Artikel. Wir von Do-Change haben uns noch gefragt, wie fair und bio etwas sein kann, wenn es im Endeffekt um Profitmaximierung geht. Deshalb ist Do-Change ein Social Business und stellt globale Probleme stylisch auf Fair Trade-Kleidung dar. Vielleicht können wir mit unserer Idee ja noch Leute anstecken und so für mehr Aufmerksamkeit für oft ignorierte Probleme werben.

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